Stefan Rabausch : Krankengymnast, Sportphysiotherapeut, Osteopath, Personal Trainer
Die meiste Zeit meiner Arbeit als Physiotherapeut und Personal Trainer findet
entweder in der Praxis, auf Hausbesuch beim Patienten oder als Training / Therapie
beim Kunden bzw. draußen in der Natur statt.
In der Physio-Praxis wird in der Regel im 20 Minuten-Rhythmus behandelt, wodurch
es schon ab und zu etwas hektisch werden kann. Privatpatienten und Kunden zum
Personal Training haben es besser, dort kann mehr Zeit eingeplant werden.
Gelegentlich kommt es vor, dass ich auch Patienten im Hospiz Veronika in Eningen behandle.
Immer wenn ich das Hospiz betrete, kehrt eine spürbare Ruhe in mich. Stress, Zeitdruck,
Eile und Hektik sind an diesem Ort fehl am Platz.
Die Menschen, die hier ihre letzten Wochen des "irdischen" Lebens verbringen, leiden oft
an Ödemen, vor allem an den Beinen. Durch Lymphdrainagetechniken kann man den Druck
im Gewebe verringern, was zu einer Schmerzlinderung führt. Auch sanfte osteopathische Techniken
eignen sich sehr gut als Behandlungsmethode.
Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass dies alles palliative Maßnahmen sind. Die
Menschen die dort gepflegt werden, wissen warum sie im Hospiz sind. Sie wissen, dass sie
sehr zeitnah sterben werden. Und durch dieses Wissen, fällt von vielen ein großer Druck ab.
Sie müssen nun nicht weiter kämpfen, es wird ihnen von ärztlicher und therapeutischer Seite
nicht mehr gesagt, es bestünde noch Hoffnung auf Heilung. Der Tod ist gegenwärtig und das macht
die verbleibende Zeit umso kostbarer.
Das Pflegeleitung, das Pflegepersonal, die Seelsorger und die vielen ehrenamtlichen Helferinnen
und Helfer leisten eine phantastische Arbeit. Man wird von dem Frieden, der Ruhe
und der Gelassenheit, die dort herrscht, regelrecht angesteckt.
Ich weiß noch genau, als ich vor vielen Jahren zum 1.Mal ins Hospiz gerufen wurde. Ich hatte ein
mulmiges Gefühl im Bauch, ich wußte nicht so genau was mich erwartete und wie ich mich
verhalten sollte.
Inzwischen weiß ich diesen Teil meiner Arbeit sehr zu schätzen. Die eigenen Sorgen und Problemchen
werden beim Betreten des Hospiz immer kleiner. Und beim Verlassen des Hospiz sind sie noch geringer.
Während dieser dreiviertel Stunde oder Stunde bleibt die Zeit manchmal regelrecht stehen.
Man hat einfach Zeit! Zeit für diesen Menschen, mal im Gespräch, mal als Zuhörer, oft auch im
Schweigen und in der Stille während einer Behandlung.
Und man kommt nicht umhin, sich Gedanken zu machen, über Vergänglichkeit und Tod, was in
unserer schnelllebigen, erfolgsorientierten Gesellschaft ja selten thematisiert wird.
Gedanken über Gott, wie geht es weiter nach dem Tod, gibt es ein Weiterleben, eine Auferstehung?
Die Besuche im Hospiz lehren mich jedesmal, mehr auf die kleinen Dinge des Lebens zu achten.
Ein Lächeln, ein freundlicher Händedruck, Achtsamkeit, Respekt und Nächstenliebe.
Dinge die selbstverstänlich sein sollten, aber oft vergessen werden. Wie auch die
Wertschätzung und Zufriedenheit für unser eigenens Leben, den Moment und den
Augenblick zu genießen und dankbar zu sein wie gut es uns hier doch geht!
von Peter Kottlorz am 9.7.2013 auf SWR 1
Es gibt Texte, die kann man immer wieder hören. Einer davon ist für mich der Text „Desiderata“. Er drückt in sehr schöner Weise Wünsche für ein gelingendes Leben aus. Desiderata wurde 1927 in Englisch geschrieben und seither millionenfach verteilt. Es gibt verschiedene Übersetzungen ins Deutsche. Sie klingen ein wenig altertümlich. Ich habe versucht ihn in meine Sprache zu übersetzen ohne dem englischen Original untreu zu werden. Und diese Version möchte ich Ihnen heute mit in den Tag geben:
Geh Deinen Weg ruhig inmitten von Hektik und Lärm und denke daran welch Frieden in der Stille sein kann. Soweit es geht, sei im Guten mit allen Menschen, aber gib Dich nicht dabei auf. Sprich Deine Wahrheit ruhig und klar aus und hör den Anderen selbst wenn sie langweilig sind und unwissend, auch sie haben ihre Geschichte.
Vermeide die Lauten und Streitsüchtigen, sie verwirren den Geist. Wenn Du Dich mit Anderen vergleichst, kannst Du hochmütig werden oder verbittert, denn es wird immer Menschen geben, die bedeutender oder schwächer sind als Du.
Erfreu Dich an dem was Du erreicht hast wie auch an Deinen Plänen. Verfolge Deine Ziele konsequent, aber bescheiden. Sei vorsichtig bei Deinen Geschäften, denn die Welt ist voller Tricks. Aber verlier deswegen nicht all das Gute aus den Augen. Viele Menschen streben nach Idealen und Helden gibt es überall im Leben.
Sei Du selbst. Täusche vor allem keine Gefühle vor und sei nicht zynisch wenn es um die Liebe geht. Denn trotz aller Durststrecken und Ernüchterungen lebt sie ewig wie das Gras.
Höre freundlich auf den Rat Deiner Jahre und verzichte anmutig auf die Dinge der Jugend. Nähre die Kraft Deines Geistes damit sie Dich schützt bei plötzlichem Unglück. Aber quäle Dich nicht mit düsteren Gedanken. Viele Ängste kommen aus Erschöpfung und Einsamkeit.
Sei - bei aller gesunden Disziplin – freundlich zu Dir selbst. Denn Du bist ein Kind des Universums, nicht weniger als die Bäume und die Sterne. Du hast ein Recht hier zu sein. Und ob Du es verstehst oder nicht, die Welt entfaltet sich so wie sie es soll.
Darum sei im Frieden mit Gott. Wie auch immer Du IHN Dir vorstellst. Und was auch immer Dein Mühen und Sehnen ist in dieser lauten und verwirrenden Welt, bewahre den Frieden in Deiner Seele. Trotz allen Täuschungen, Plackerei und zerbrochenen Träumen, es ist noch immer eine wunderschöne Welt.
Sei frohen Mutes und lebe so, dass Du glücklich bist.